Frühe Vortragsreihen und Einzelvorträge für Mitglieder in Berlin 1905–1906 nach ausführlichen und z.T. fragmentarischen Mitschriften
Aus dem umfangreichen Fundus noch nicht veröffentlichter Vorträge Rudolf Steiners versammeln die Bände (GA 90a und 90b) hundert zum Teil fragmentarische Hörermitschriften von Mitgliedervorträgen aus den Anfängen der theosophischen Arbeit in den Jahren 1903 bis 1906. Die große thematische Vielfalt zeigt, wie Rudolf Steiner abseits vom traditionellen Lehrgut aus eigenen Quellen schöpfte und der Mitgliedschaft einen neuen Zugang zur abendländischen Esoterik eröffnete.
Auch wenn die Mitschriften nicht der Vollständigkeit und Qualität der späteren stenografischen Aufzeichnungen entsprechen, vermitteln die Notizen doch einen Eindruck von der inhaltlichen Dichte und der Fülle dieser frühen Lehrtätigkeit. Rudolf Steiner entwickelt Zusammenhänge, die zahlreiche inhaltliche Bezüge zu den ersten Grundschriften mit ihren gedanklich und methodisch exakt entwickelten Ausführungen aufweisen. Ebenso ergeben sich interessante Parallelen zu bereits publizierten Bänden mit Vorträgen aus diesen Jahren. Die Vorträge sind in erster Linie nach den Orten und in der Folge chronologisch angeordnet. Dies ermöglicht es, das kontinuierliche Wirken Rudolf Steiners am jeweiligen Ort zu verfolgen, das immer um eine thematische Entfaltung der Anthroposophie im theosophischen Kontext bemüht war. Die Ausgabe enthält zusätzlich zwei Handschriften-Faksimiles: von der Übertragung der Seligpreisungen aus dem Matthäusevangelium und aus einem Notizbuch, sowie die Abbildungen eines Vortragsmanuskripts und kleinere Mitschrift-Skizzen. Da man davon ausgehen kann, dass diese Hörermitschriften zirkulierten, ergibt sich auch ein Einblick in die damalige Stimmung der Mitglieder, die Rudolf Steiner erlebten.