«Anthroposophie will den Menschen nicht von der Wirklichkeit weg- und zu einer unwirklichen, ersonnenen Welt hinführen, sie will vielmehr eine Erkenntnisart suchen, der sich die wirkliche Welt erst erschließt.»
Rudolf Steiners Aufsatz «Philosophie und Anthroposophie» geht von zwei Widerständen aus, mit denen jeder erkennende Mensch konfrontiert wird: Naturerkenntnis auf der einen, Mystik auf der anderen Seite setzen dem gewöhnlichen Bewusstsein Grenzen, die es nicht per se zu überwinden vermag. Entlang der Entwicklung der Philosophie wird die Entstehung dieses Dualismus aufgezeigt und wie er sich in der Anthroposophie auflöst. Eine Einladung zur Schulung des exakten Denkens.
Der Band enthält neben dem 1918 entstandenen Aufsatz auch den ihm zugrunde liegenden Vortrag, den Rudolf Steiner ein Jahrzehnt zuvor in Stuttgart gehalten hatte und der noch 1908 auf Basis der Mitschrift eines Zuhörers als Vortragsveröffentlichung erschienen war. Indem sie die Textänderungen und Ergänzungen sichtbar macht, zeigt die Edition erstmals en détail die Umarbeitung eines Vortrags Steiners zum Aufsatz. In einem interpretieren – den Teil zur mittelalterlichen Universalienlehre – im Aufsatz der Kern des Gedankenganges – werden die philosophischen Hintergründe auch anhand originaler Textauszüge aus der Universalienliteratur vorgestellt.